Immer wieder!

Klassenfahrt der 7c des Hölty-Gymnasiums Celle, 26.-30.05.08
Lehrerin: S. Spering / Begleitung: Christine Althammer

So etwas ist außergewöhnlich: am Montag nach der Klassenfahrt sind alle Schüler/innen der 7c in der Schule! Die Mädchen der „Schweinegruppe“ haben immer noch die Namen ihrer Pflegetiere mit Edding auf dem Handrücken stehen: Horst Schnitzel, Emma-Charlotte-Gisela, und manchem kommt das Leben in der Klasse an diesem Morgen etwas faul vor. Man hatte gefrühstückt, einfach so, ohne vorher gearbeitet zu haben, ganz anders als auf dem Bauernhof.
Die lebendigen Muster des Schulbauernhofes haben sich tief eingegraben in die Erlebniswelt der 27 Siebtklässler des Hölty-Gymnasiums. Freilich, manches haben sie auch gerne zurück gelassen, z.B. Kartoffel abkeimen, auch wenn man den Sinn dieser Arbeit sah.

Es hat sich wiederholt, was ich bereits 2005 mit Sechstklässler erlebte, man bringt aus Hevensen zufriedene Schüler mit nach Hause, ausgeglichene, weil ausgelastete und solche, die durch einen guten Tagesrhythmus ins Gleichgewicht gebracht wurden. Schüler, die am Tag von ihrem Tun in Anspruch genommen waren und dabei Zufriedenheit spürten, weil die Arbeit erfolgreich und zielorientiert war. Schüler, die auch richtig müde waren abends, die sich freuten über die schönen kühlen Duschen, die Körperpflege, nachdem es doch den Tag über überall am Körper irgendwie gejuckt hatte. Sie freuten sich auch über kleine Extras am Abend und empfanden das, was ihnen zu Hause in dieser Richtung offensichtlich einfach so geboten wird hier als Besonderheit, weil es tagsüber wenig davon gab, halt wie im richtigen Arbeitsleben.
Dieses innere Gleichgewicht, hergestellt durch die Begegnung mit naturgebundenen Tätigkeiten und erwachsen aus der Einsicht, dass Arbeit auf dem Bauernhof sinnvoll ist, weil sie allen dient, das war es vielleicht, was eine heilende Wirkung auf die Kinder ausübte. Denn, man denke sich, 10 von ihnen kamen mit Allergien, eine von ihnen mit Allergien gegen fast alles, was auf dem Bauernhof wichtig ist. Und man höre, unser Wunderkind hat sich selbst übertroffen und alles probiert, alles mitgemacht zu unserer Freude.
Das gute Miteinander der Schüler/innen aus Celle und ihr guter Umgang auch mit den Fünftklässlern aus Berlin wurde gestärkt durch das Zusammenspiel der Mitarbeiter und Führung auf dem Hof.

Die Schüler/innen haben schon deutlich die unterschiedlichen Persönlichkeiten der einzelnen Mitarbeiter erkannt und gerade in ihrer Vielfalt geschätzt. Die Erfahrung auf den Außenstellen, wo sie in Eigenverantwortung, meist ohne Aufsicht einer Lehrerin arbeiteten, waren besonders eindrücklich. Auf dem Hof begegneten die Schüler/innen zwei klugen Lehrerinnen, einem geduldigen Lehrer, sehr wissenden Gruppenleiterinnen und zwei angehenden Studentinnen. Dass diese Stunden als so besonders interessant und lehrreich erlebt wurden hat damit zu tun, dass hier Lernbereitschaft und sehr gute Vorbereitung aufeinander trafen. Dass Axel Unger in seinen wohl durchdachten Worten, die er ganz gezielt an die Schülergruppe richtete, wichtige Lernerfahrungen schon mal vorbereitet, hat sehr viel zum Gelingen beigetragen.

Auch mir als Lehrerin hat das vielseitige Betreuungsumfeld, angefangen von der Köchin, die auch mal Pflaster aufklebt, bis hin zum ‚Hühnermann, der alles kann‘ und der kundigen Leitung durch Axel Unger, den Mut gegeben, eine solche Art von Klassenfahrt wiederholt zu wagen und immer wieder, auch gegen den Willen von einzelnen Eltern, die lieber so etwas wie Aufenthalt am Meer für ihre Kinder gehabt hätten. Von der ersten Minute an fühlte ich mich stets sicher auf dem Bauernhof betreut, unterstützt, auch wenn es wahrlich keine bequeme Sache für eine Lehrerin ist. Immer aber waren Helfer da, und auch deswegen konnten die Schüler sich so entfalten und erproben, klare Regeln erkennen, Freiheit genießen, sich in der Natur, mit den Tieren und an der Espolde auch allein einfach erfreuen.

Die Lernerfahrungen, die man da in so einer Woche macht, sind vielfältig und auf dem Bauernhof sehr gut vorbereitet. Dieses Mal fand ich sogar, dass die Abfolge der einzelnen Arbeitsabläufe noch besser passte und die einführenden Worte durch Axel Unger sehr hilfreich waren. Die Art, wie der Hof mit seinen Angeboten strukturiert ist, machte den Schülern durch das Tun so vieles einsichtig, dass man sich solches, nachhaltiges Lernen für den Schulalltag nur wünschen möchte.

Rücksichtnahme, Achtsamkeit, Verantwortung übernehmen waren wichtige Ziele. Das verwirklichte sich nicht nur auf dem Bauernhof, sondern auch in unserer sehr schönen Unterkunft in Hardegsen. Das ganze Haus stand uns offen. Das hat sicher auch zu manch lustvollem Toben geführt, aber auch gerade, weil uns so viel zugetraut wurde, waren wir bereit, aufmerksam zu sein. Dank unserer hervorragenden Nachtwächterdienste, die ich eingerichtet hatte, entfielen für mich jedenfalls die schlaflosen Nächte, die man sonst in Jugendherbergen erlebt. Und überhaupt war da eine gesunde Müdigkeit von den Anstrengungen des Tages. Stille bereitete sich einfach erlösend aus. Auch fiel mir auf, dass die Gespräche sich auf ganz anderes richteten als sonst, die Tiere oder die schwere Arbeit, die man geschafft hatte. Die modernen Medien, die Halbsätze und laute Kommunikation, das alles ergriff erst wieder Besitz von den Schülergesprächen, als man sich mit dem Zug Celle näherte.

Rückwärts gewandt um zukunftsfähig zu werden, Verlangsamung, um der Beschleunigungskrise standzuhalten. Mir fällt viel zu dem ein, was mir auf dem Internationalen Schulbauernhof in Hevensen an guten Konzepten begegnet ist. Es wird dort in den Arbeitsprozessen, in der Begegnung mit der wunderschönen Landschaft, mit Tieren und vor allem mit den Menschen auf dem Hof so offensichtlich, dass Schöpfung bewahrt werden kann, Leben für alle und alles möglich ist. Aber es geht nur, wenn sich Menschen mit Visionen und wenn sich Idealisten so einsetzen, wie man es auf dem Hof und in den angegliederten Betrieben erleben kann. Da sind sehr gute Vorbilder zu sehen für heranwachsende Menschen, die ihre eigenen Lebensmuster suchen. Und als Lehrerin sollte man in dieser Gedankenwelt auch verwurzelt sein, wenn eine solche Fahrt über den Tag hinaus wirken soll.

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