Erlebniswochenende für Familien auf dem Schulbauernhof

Einbecker Morgenpost, 23.11.2011
Erlebniswochenende für Familien auf dem Schulbauernhof
Unter dem Motto »Unsere Familie ist bunt!« erlebten Familien mit behinderten und nicht behinderten Kindern zwei spannende Tage auf dem Internationalen Schulbauernhof in Hevensen. »Einen Gedanken in Ruhe zu Ende denken«, formulierte eine Mutter ihren Wunsch an das Seminar. Zeit für Begegnung und Austausch, unbelastet von der Verantwortung für die Kinder, verbunden mit entspannenden und kreativen Momenten, standen im Mittelpunkt des Elternprogramms, das von Susanne Grebe-Deppe geleitet wurde.

Die Erwachsenen erlebten die Tage als erholsame Auszeit vom anstrengenden Familien-Management, das Eltern oft bis an ihre Belastungsgrenze fordert, wenn es darum geht, die Bedürfnisse ihrer behinderten und nicht behinderten Kinder unter einen Hut zu bekommen. Ehepaare, noch stärker Alleinerziehende, haben keine Freiräume, wenn ein Kind mit schwerwiegender Behinderung versorgt wird. »Wenn eine Betreuungsperson erkrankt, kollabiert das Familiensystem«, brachte es ein Vater auf den Punkt. Deshalb sehen alle Eltern für sich die Notwendigkeit, für ihre eigene körperliche und seelische Gesundheit zu sorgen. Doch die »Zeit für mich« fehlt im Alltag. In einem Rundgespräch informierte Ulla Klapproth, Leiterin des integrativen Projekts Treffpunkt in Gillersheim, über Rechte und finanzielle Leistungen für Familien, in denen ein Kind behindert ist.

Zum Abschluss formulierten die Eltern Bereiche, in denen Familien mit besonderen Kindern dringend Unterstützung brauchen: Kurzzeitpflegeplätze für Kinder mit Behinderung, eine Servicestelle, die transparent über Rechte und Angebote informiert, Assistenz für Kinder, um eigenständige Schritte ins Leben machen zu können, Ferienangebote. Mitglieder des Behindertenbeirats des Landkreises Northeim, der zu den Organisatoren gehörte, werden die Anregungen weitertragen. Axel Unger und Hildegard Kröhnert vom Internationalen Schulbauernhof gestalteten, unterstützt von sechs Assistentinnen der Lebenshilfe Northeim, das Programm für die Kinder. Sie halfen morgens und abends beim Füttern der Tiere und hatten viel Spaß beim Filzen von Schafwolle und beim Ernten später Äpfel, die gemeinsam zu Apfelsaft verarbeitet wurden. Ihre Eltern sahen die Kinder an den beiden Tagen nur zu den Mahlzeiten. Ermöglicht wurde dies durch die intensive Begleitung durch die Assistentinnen, die die Kinder auch fütterten, wickelten und beim Mittagsschlaf begleiteten, wenn dies notwendig war.

»Mehr davon!« war am Ende der einhellige Wunsch von Eltern und Kindern. »Dass alle Kinder das getrennte Programm mitgemacht haben und kein Elternteil die eigene Veranstaltung verlassen musste, ist der schönste Beleg dafür, dass unser Konzept aufgegangen ist«, resümiert Moderatorin Susanne Grebe-Deppe. Das Seminar war das erste dieser Art für Eltern mit Kindern mit und ohne Handicap im Landkreis.t“, bemerkte der Walsröder Sven Wolk. Ohne Murren seien seine Kinder früh morgens aufgestanden, um sich um die Tiere zu kümmern. „Am liebsten würden wir noch eine Woche bleiben.“