Wo kommen die Eier her?

HNA – 17.08.2007
Wo kommen die Eier her?
von Niko Mönkemeyer
Schüler der Grundschule am Sultmer erleben drei Tage auf dem Schulbauernhof
Hevensen/Northeim. Wenn in knapp zwei Wochen der Schulalltag beginnt, werden in vielen Schulklassen zunächst die Ferienerlebnisse im Mittelpunkt stehen. Die Mädchen und Jungen der neuen Klasse 4a an der Northeimer Grundschule am Sultmer werden dann aber sicherlich noch ein anderes Gesprächsthema haben: den Aufenthalt auf dem Internationalen Schulbauernhof Hevensen kurz vor den großen Ferien. Drei Tage lang blickten die Schüler hinter die Kulissen des landwirtschaftlichen Betriebes.
Nach der Anreise mit der Bahn, der Fahrt mit dem Planwagen von Hardegsen nach Hevensen und der Begrüßung durch Geschäftsführer Axel Unger stand zunächst ein Rundgang über den Hof auf dem Programm. Dabei lernten die Mädchen und Jungen die gefiederten und vierbeinigen Mitarbeiter des Hofes kennen, für deren Versorgung sie in den nächsten drei Tagen verantwortlich sein sollten: die Kühe, die Schafe, die Schweine und die Hühner. Nachdem vier Tierpfleger-Teams und ein Küchen-Team gebildet waren, stürzten sich die Drittklässler in die Hofarbeit – natürlich unter der Anleitung der hauptamtlichen Mitarbeiter.
Ausflugsziel war VolltrefferAm zweiten Tag war klar, dass Martina Vollbrecht-Materne und Liljana Herzer, die als Lehrerinnen gemeinsam die integrative Klasse betreuen, mit der Auswahl für die Klassenfahrt einen Volltreffer gelandet hatten. „Hier wollen wir 1000 Jahre bleiben!“ brachte einer der neuen Nachwuchs-Landwirte die allgemeine Stimmung auf den Punkt. Stolz berichteten die Kinder über ihre Erfahrungen des ersten Tages und erzählten zum Beispiel, dass…
man auf dem Hof nicht Toben und Laufen darf, weil das zu gefährlich ist.
es erst Frühstück gibt, wenn die Tiere versorgt sind.
die Muttersau Rosi ganz lieb ist und man sie streicheln kann.
man nicht den Kühen im Essen herumtrampeln soll.
vor der Arbeit die Gummistiefel im Umkleideraum angezogen werden.
die Kuh Gabi manchmal beim Füttern boxt.
man nicht sein Arbeitsgerät liegen lassen darf, sondern nach der Arbeit wieder an Ort und Stelle bringen muss.
Innerhalb kürzester Zeit gingen den Mädchen und Jungen die Regeln in Fleisch und Blut über. Klar, dass bei so viel Begeisterung für das Landleben der Abschied am dritten Tag schwer fiel.
Hühner nicht fleißig
Da die Hühner des Hevenser Hofes nicht fleißig genug waren und es während des Aufenthalts daher keine Frühstückseier gab, wurde deren Verzehr nach der Rückkehr in Northeim nachgeholt – während des Unterrichts.
Wie gekochte Eier schmecken, war natürlich allen schon seit langem bekannt, aber nach dem Aufenthalt in Hevensen wissen sie auch, wie viel Arbeit dahinter steckt, bis so ein Ei im Eierbecher steht und genüsslich ausgelöffelt werden kann – oder bis man sich ein Stück Schafskäse schmecken lassen kann.
Sowohl den Lehrerinnen als auch den Schülern ist klar: Die Kühe, Schweine, Schafe und Hühner des Schulbauernhofs Hevensen wird man im neuen Schuljahr auf alle Fälle wieder besuchen.
Kommentar
Arbeit auf dem Land
(Niko Mönkemeyer zum Schulbauernhof Hevensen)
Die Geschichte des Internationalen Schulbauernhofs Hevensen entwickelt sich immer mehr zu einer Erfolgs-Story. Nachdem die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind, zeigen die Buchungszahlen, dass die Einrichtung eindeutig auf Erfolgskurs ist. Und wer einmal eine Schulklasse dort begleitet hat, dem wird schnell klar, dass die Betreiber bei der Ausarbeitung ihres Konzeptes den richtigen Riecher hatten.
Dass der Aufenthalt alles andere als Ferien auf dem Bauernhof ist, wird den Besuchern gleich bei der Ankunft deutlich gemacht. Trotzdem springt nach kurzer Zeit der Funke über. Die strikten Regeln werden ohne Murren akzeptiert, auch von solchen Besuchern, die in ihren Klassen ansonsten nicht durch folgsames Handeln auffallen.
Die Tatsache, dass hier echte Verantwortung übertragen wird, lässt so manchen Klassenclown zum pflichtbewussten Cowboy oder Schweinehirten werden.