Tiere füttern statt Schulbank drücken

Presseartikel Mai 2008
Tiere füttern statt Schulbank drücken
Auf dem Schulbauernhof lernen Jugendliche das Landleben kennen
Die Arbeit eines Landwirtes ist spannend und erfordert viel Wissen. Das lernen Kinder und Jugendliche auf dem internationalen Schulebauernhof in Hevensen bei Hardegsen. Während der fünf Tage, die die meisten Klassen dort verbringen, werden die Schüler in die tägliche Arbeit einbezogen.
Zu den Aufgaben gehöret das Füttern: Gegen 16:30 wird es in den Ställen unruhig. Die Ostfriesischen Milchschafe haben Hunger. Als die Mädchen und Jungen aus Duderstadt, die seit drei Tagen da sind, mit ihren Schubkarren anrücken, herrscht Trubel. Doch nach wenigen Minuten liegt das frisch geschnittene Gras in den Futtertrögen und die Schüler schauen den Schafen beim Fressen zu.
„Die Kinder sollen Kontakt zu den Tieren aufnehmen, sich Zeit zum Beobachten nehmen“, sagt Geschäftsführer Axel Unger. Er leitet den Schulbauernhof zusammen mit Sven Westphal, der als Betriebsleiter für die Landwirtschaft zuständig ist. Streicheln gehört für die Kinder dazu. Unger: „Auch Achtklässler kuscheln mit den Tieren, sogar mit den Schweinen .“ Drei Sauen stehen zurzeit in den Boxen, zwei bekommen bald Ferkel. Das werden die Duderstädter Schüler zwar nicht mehr erleben. Dafür konnten sie zusehen, wie Lämmer geboren wurden. Außerdem gibt es auf dem Schulbauernhof Kühe. In der Milchkammer lernen die Schüler, wie die frische gemolkene Milch behandelt und zu Joghurt, Quark und Butter verarbeitet wird. Die hofeigenen Produkte – dazu zählen auch die Eier der 180 Hühner – landen zum Teil in der Hofküche, in der die Schüler selbst kochen, zum Beispiel Pellkartoffeln mit Quark. Für die nächste Kartoffelernte im Herbst sollen die Kinder im Nutzgarten Saatkartoffeln legen. Je nach Alter der Schüler werden auch komplizierte Themen aufgegriffen. Die Pelletheizung des Bauernhofes ist beispielsweise ein Anknüpfungspunkt, um über regenerative Energie, Biogas oder den Landwirt als Energiewirt zu sprechen.
Beim Lernstoff spielt auch der Zufall eine Rolle. Mal wird eine Kuh künstlich befruchtet, mal kommt der Viehhändler. Schöner ist natürlich, wenn kleine Ferkel geboren werden. Damit alle wohlbehalten unter der Wärmelampe landen, ist wieder der Einsatz des Bauern gefragt. „Ein Landwirt, der Tiere hält, muss sehr viel wissen“, sagt Unger. Einen garantierten Feierabend gibt es dagegen nicht. Schafe und Kühe haben auch sonntags Hunger und Ferkel werden auch nachts geboren. Kennenlernen können Interessierte den Schulbauernhof, der als gemeinnützige GmbH geführt wird, bei Veranstaltungen wie dem Tag des offene Hofes. Das nächste Fest wird allerdings erst im Herbst stattfinden. Schulklassen sollten einen Aufenthalt langfristig planen. Üblich ist eine Anmeldung bis zu einem Jahr vor dem Besuch.