Tierischer Nachwuchs beliebt

GT, Eichsfelder Tageblatt, 18.06.2010
Tierischer Nachwuchs beliebt
Kinder kümmern sich mit Hingabe um Ferkel, Küken und Kälber

– VON HAUKE RUDOLPH-
Eigentlich hat die Natur es so eingerichtet, dass die Tiere ihren Nachwuchs im Frühling zur Welt bringen. Die Kleinen sollen, wenn im Winter die kalte Jahreszeit beginnt, bereits so groß und stark sein, dass sie diese überleben können. Doch bei den Nutztieren hat der Mensch in den natürlichen Lauf der Dinge eingegriffen. Und so kommt es, das es das ganze Jahr lang tierischen Nachwuchs gibt, so auch auf dem Internationalen Schulbauernhof Hardegsen.
Laut blökend läuft das Kalb hinter seiner Mutter her, quieken verlangt das Ferkel nach Futter. Und während die frisch geschlüpften Küken kreuz und quer durch ihren Brutkasten flitzen, stößt das Lammkräftig mit dem Maul an den Bauch des Mutterschafs, damit es sich zum Stillen bereitmacht. Kühe, Schweine, Hühner und Schafe: Sie alle haben Nachwuchs, und ein Jungtier ist niedlicher als das andere. Kein Wunder, dass die Kinder von ihrem einwöchigen Aufenthalt auf dem Schulbauernhof begeistert sind. Jedes von ihnen wird einer Tiergruppe zugeteilt; zwei mal eineinhalb Stunden am Tag füttern sie ihre Schützlinge, machen die Behausungen sauber, sorgen für frisches Wasser, kurzum, verrichten alle Arbeiten, die ansonsten der Landwirt machen würde.
Ziel des Ganzen, wie Geschäftsführer Axel Unger erläutert: Das Verantwortungs-bewusstsein und die soziale Kompetenz der Schüler zu fördern sowie ihnen nahe zu bringen, wie Landwirtschaft, wie Natur funktioniert. Und das auf eine Weise, die den Kindern gewaltigen Spaß macht, wie die Aussage von Aaron Blötz deutlich zeigt: „Ich kümmere mich um die Kühe. Am liebsten füttere ich sie und miste ihren Stall mit meinen Lieblingsgerät, der Heugabel, aus.“ So begeistert ist der 11-jährige, dass er die Frage, ob er später vielleicht selber einmal Bauer werden möchte, ohne Zögern mit „ja“ beantwortet.
Dass sich das ganze Jahr über Nachwuchs auf dem Hof tummelt, ist, wie gesagt, eine Folge menschlichen Eingreifens. So werden die Hühnereier nicht mehr von Glucken ausgebrütet, sondern wandern in die Brutmaschine. Außerdem können sowohl Säue als auch Kühe das ganze Jahr über gedeckt werden, und ihre jeweilige Tragezeit – drei Monate, drei Wochen und drei Tage bei ersteren, neun Monate und zwei Wochen bei letzteren – wurde sozusagen einprogrammiert. Nur bei den Schafen ist das anders; die Lämmer werden nach rund 150 Tagen Tragezeit innerhalb des ersten Halbjahres geboren.
Zur Zeit leben rund 30 Küken, 12 Ferkel, 140 Lämmer sowie 3 Kälber auf dem Hof. Sie sind aber nicht nur da, um von den Kindern versorgt zu werden, sondern dienen auch als Nutztiere, das heißt, sie liefern Eier, Wolle, Fleisch und Milch. Der Schulbauernhof ist nicht nur Lern- und Anschauungs-, sondern auch echter Bauernhof, auf dem reale Landwirtschaft betrieben wird, und zwar vom Pächter Sven Westphal und seiner Frau Kerstin. Sven hat zwei Kühe, an denen er besonders hängt.

„Zu bestandenen Lehre bekam ich ein Kalb geschenkt, die ,Kleene‘. Ihre Tochter ,Oma‘ sowie deren Tochter, die ebenfalls ,Kleene‘ heißt, leben auf dem Hof, und ich würde sie niemals weggeben.“
Was die Kinder anbelangt, so gibt es keinerlei Probleme, wenn sie einer Tiergruppe zugeteilt werden: Das dem so ist, machen Florian Plaep (12) und Maximilian Besicke (11) deutlich: „Ich will ordentlich zu tun haben“, verkündet Florian, „ und da die Schweine viel Dreck machen, den ich dann wegräumen muss, will ich mich um die Schweine kümmern.“ Und Maximilian erklärt, dass die Kälber zwar am niedlichsten seien, er aber zu den Hühner wolle, denn: „Das sind besonders schlaue Tiere.“