Leitbild

Präambel

Unser Leitbild berücksichtigt die Notwendigkeit, durch gemeinsames Handeln Transformationsprozesse zu initiieren, die dazu beitragen, das UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Internationalen Schulbauernhof Hardegsen zu verstetigen.

Mit der Fortschreibung des Leitbilds definieren wir unsere mittel- und langfristigen Entwicklungsziele in Ausrichtung auf die Agenda 2030, die von den Vereinten Nationen 2015 verabschiedet wurde und die 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung, die Sustainable Development Goals, umfasst. Im Miteinander aller beteiligten Interessensgruppen des Internationalen Schulbauernhofs Hardegsen haben wir frühzeitig und umfassend wertvolle Anregungen gesammelt, die in den hier vorliegenden Orientierungsrahmen einfließen. Seine Inhalte dienen uns als Leitlinien sowohl für die aktuelle Praxis als auch für zukünftige Entscheidungen zu unserer gemeinsamen Arbeit. Sie schaffen ein Bewusstsein für die Potentiale und Herausforderungen im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung. Sie zielen darauf ab, uns und andere dazu zu befähigen und zu motivieren, den eigenen Lebensstil und die Umwelt nachhaltig zu gestalten. Sie machen es uns zur Aufgabe, die Notwendigkeit einer gerechten Verteilung der Ressourcen zu erkennen und zu vermitteln. Sie eröffnen unserer heutigen Generation Zugänge zur Nachhaltigkeit, sodass die Befriedigung unserer Bedürfnisse kommende Generationen nicht gefährden muss.

Vom Projekt zur Struktur

Wir bereichern als Menschen das Miteinander – als Erwachsene sowie als Kinder und Jugendliche jeglicher Bildung, jeglichen Geschlechts, jeden Alters sowie jedweder Herkunft und Religionszugehörigkeit – mit all unseren Gemeinsamkeiten und all unserer Individualität. [Inklusion] Darüber hinaus verfolgen wir den internationalen Gedanken als unseren Beitrag zur Völkerverständigung.

Unser real-bewirtschaftete Betrieb ist authentische Grundlage sowohl für die landwirtschaftliche Produktion als auch für die Umsetzung erlebnis- und handlungspädagogischer inklusiver Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Durch die Bewirtschaftungsweise beziehen wir Stellung zu Agrarpolitik und Agrarindustrie: Der Hof verschreibt sich der Ökologisierung der eigenen landwirtschaftlichen Produktion durch eine extensive Landbewirtschaftung und artgerechte Tierhaltung und unterstützt den Erhalt bedrohter Nutzpflanzen und Nutztierrassen im Sinne des Arche-Hof-Konzeptes. Durch unsere Lehrküche mit angeschlossenem Küchengarten und die Verarbeitung hofeigener Produkte greifen wir die Grundpfeiler von regionaler und saisonaler Ernährung auf. [Tierwohl, multifunktionale Struktur, ökologische und konventionelle Bewirtschaftung, Hauswirtschaft]

Als lernende Organisation vollziehen wir in den Haus- und Hofarbeiten, im Hof-Leben sowie in unseren Projekten handelnd Prozesse einer ausgewogenen Kreislaufwirtschaft. Dabei werden wir professionell und interdisziplinär begleitet. Wir übernehmen hier Verantwortung und stärken unser Selbstbewusstsein sowie unsere Autonomie. Im sozialen Miteinander nehmen wir uns selbst wahr, reflektieren unsere Verhaltensweisen und sind motiviert, unsere persönlichen Kräfte und Fähigkeiten im Peer-Prinzip einzusetzen. [DAZ, Peer-Ansatz, Handlungsalternativen]

Wir erfahren im gemeinschaftlichen Handeln mit den Partnern des Hofes, bestehend aus lokalen landwirtschaftlichen Betrieben und regionalen Unternehmen, wie eingebettet wir in größere Strukturen sind, und lernen am Leben entlang unsere Wirklichkeit als Verflechtung zu durchschauen und zu bewältigen. [Regional – saisonal – global, Zuckermarkt, Bioethanol, Landgrabbing]

Neue Blickwinkel und authentische Erfahrungen machen uns unsere globale Partnerschaft bewusst und ermöglichen uns, eigene Strukturen und Prozesse in Frage zu stellen und solidarisch für das Wohlergehen, die Gleichberechtigung und ein würdevolles Leben aller Menschen dieser Erde einzutreten. [Multiperspektivität, Perspektivenwechsel, Solidarität]

Wir stellen Zusammenhänge her zwischen der Entwicklung auf unserem landwirtschaftlichen Hof im Industrieland Deutschland und der Entwicklung in Ländern des Südens sowie den aktuellen Klima- und Umweltproblemen der Erde. [Klimaschutz, Ernährung, Armut, Hunger, Biodiversität, Energie, Bewirtschaftung]

Indem wir unsere Werte heranziehen und unser Handeln hinterfragen, indem wir Kritik üben, Position beziehen und Veränderung anstreben, geben wir Alternativen Raum. Wir stehen selbst ein für einen wirtschaftlichen und dennoch fairen Handel. Mit unserer Nutztierhaltung und nachhaltigen Bewirtschaftung wirken wir u. a. dem Verlust an biologischer Vielfalt und der Bodenverschlechterung entgegen. Wir respektieren auf unserem Hof ökologische Belastungsgrenzen und bieten artgerechte Haltungsformen. Wir prüfen im eigenen Haus, inwiefern unser Energie- und Ressourcenhaushalt ausgewogen ist und planen ökosystemverträgliche und ressourcenschonende Neuerungen. Dabei leisten wir einen Beitrag zum Klimaschutz und erfahren Selbstwirksamkeit. [Bewertungen, Alternativen aufzeigen, Alternativen konzipieren, Dilemmata aushalten]

Wir werden unserer eigenen Mobilität gewahr und der Mobilität im ländlichen Raum bzw. der Stadt und nehmen die Öko-Bilanz des Hofes einschließlich all seiner Transport- und Maschinenleistungen in den Blick. Wir spüren darüber hinaus nachhaltige Produktions- und Konsumweisen auf und gewinnen ein Bewusstsein im Sinne des ökologischen Handabdrucks für die Notwendigkeit ressourcenschonender und geschlossener Kreisläufe als essentielle Grundlage für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft. [ökologischer Handabdruck]

Wir öffnen Freiräume für demokratische Entscheidungsprozesse unter allen Mitwirkenden, sprich Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Vielfältige Formen der Mitbestimmung befähigen uns dazu, Motivationen und Interessen wahrzunehmen, zu verbalisieren und für diese einzutreten, sich mit Ideen einzubringen und sowohl unsere pädagogischen als auch landwirtschaftlichen Konzepte zu beeinflussen und weiterzuentwickeln. [Mitbestimmung]